Aussprachestörungen oder auch Störungen des Sprechens im Kindesalter sind sehr häufig.
Oft wird dies auch als „Lispeln“ oder sprechen mit einem „Saftzahn“ bezeichnet. In der Entwicklung der Kinder passiert sehr viel gleichzeitig. Hier wollen wir nur kurz erklären, wie das Sprechen sich entwickelt und ab wann zu einer Therapie geraden wird und auch warum überhaupt.
Die Kinder erlernen das Sprechen, sozusagen die Geräusche der jeweiligen Sprache, durch Nachahmung, dann dem Abgleichen zwischen dem Nachgeahmtem und dem Gehörten und evtl. Eigenkorrektur. Daher ist das Gehör sehr wichtig für die Kinder, um das Sprechen zu erlernen. Auch die Muskeln von Lippen, Kiefer und Zunge, sowie dem Gaumensegel sollten funktionieren und trainiert werden.
Das Sprechen entwickelt sich von einfachen und vom Gegenüber gut absehbaren Lauten zu motorisch schwierigen Kombinationen (wie z.B. /schtr/). Meist ist die Reihenfolge der Produktionsorte des Lautes (von vorne nach hinten im Mund) in der Entwicklung des Kindes zu beobachten. So kommen erst die Lippenlaute (wie z.B. /p/ und /m/), dann die Zahnlaute (wie z.B. /f/), dann die am Gaumen gebildeten Laute (wie z.B. /l/) zum Schluss dann Rachenlaute (wie z.B. /k/ /ng/). Die Laute /s/, /ch/ und /sch/ werden oft schon früh genutzt, sind jedoch in der Aussprache oft noch nicht richtig gebildet. Dies liegt daran, dass diese Laute vom kindlichen Ohr zu Beginn als sehr ähnlich empfunden werden. Erst mit der Zeit entwickelt sich eine Unterscheidung und dann die damit vom Kind mögliche Korrektur in die für uns Erwachsene „richtige“ lautliche Form. Damit braucht ein /s/ erst mit 6 Jahren immer wie ein /s/ klingen.
Es ist also besonders vom Gehör und der entsprechend entwickelten Mundmotorik abhängig, ob ein Kind eine Aussprachestörung (oder Artikulationsstörung oder Dyslalie) entwickelt oder nicht.
Die ersten Lautkombinationen sollten mit einem Jahr vorhanden sein. Die meist erste und auch zu Beginn die „beliebteste“ ist „Mama“. Sie ist eine Wiederholung der der Lautkombi /m/ und /a/. Das /m/ ist wie das /a/ ein emotional behafteter Laut. Daher ist „Mama“ meist das erste „Wort“ und nicht „Papa“ – tut uns sehr leid liebe Väter…
Das klingt jetzt so, also ob die meisten Kinder wegen einer Aussprachestörung zum Logopäden müssten. Zur Relativierung: laut Schätzung haben zwar 80% der 4- bis 6-jähren eine Aussprachestörung, jedoch benötigen davon nur 25% eine logopädische Behandlung des Sprechens im Alter von 5 – 12 Jahren.
Sollten Sie bemerken, dass ihr Kind Laute anders ausspricht, als Sie es gewohnt sind, lassen Sie ihm etwas Zeit zum Rumprobieren. Wenn Sie sich unsicher fühlen, sind der Kindergarten, die Tagesmutter oder der Kinderarzt meist gute Ansprechpartner. Sie können jedoch auch gerne einen unverbindlichen und kostenlosen Termin mit uns in unserer logopädischen Praxisgemeinschaft -logobile- vereinbaren. Wir machen dann einen Kurztest und können Ihnen schnell sagen, ob noch Zeit ist oder Sie sich eine Verordnung für eine Sprachtherapie vom Kinder- oder Hals-Nasen-Ohren-Arzt besorgen sollten. In der heutigen Zeit kann eine Artikulationsstörung schnell zu einer Ablehnung durch das Gegenüber führen, daher ist einen logopädische Therapie anzuraten.